Es ist nicht alltäglich, jemandem zu begegnen, der die Energiezukunft schon mitgestaltet hat, als Mobiltelefone noch die Größe von Ziegelsteinen hatten. Doch Ulrik Grape ist nicht nur ein Cleantech-Veteran – er gehört zu den wenigen, die die Batterierevolution von innen erlebt haben, lange bevor sie im Mainstream ankam. Wir haben mit ihm über seinen ungewöhnlichen Einstieg in die Branche gesprochen, über Lektionen auf hoher See – und darüber, warum der Umstieg auf elektrischen Antrieb eine der drängendsten Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten ist. Entstanden ist ein Gespräch voller Einblicke, Ehrlichkeit und einer Langzeitperspektive, die man nicht simulieren kann.
Ulrik Grape, Ihre Karriere in der Energietechnologie reicht über Jahrzehnte und Kontinente. Was war der Auslöser für Ihre Begeisterung für Cleantech – und was hat Sie all die Jahre in der Branche gehalten?
Ulrik Grape: Ich bin 1995 eher zufällig in die Batteriewelt geraten, als mir ein Batterie-Start-up in Dänemark vorgestellt wurde. Damals zeichnete sich bereits ab, dass Mobiltelefone und Laptops sich rasant verbreiten würden – und sie brauchten Batterien, die deutlich länger halten und robuster sind. Elektrofahrzeuge gab es zwar, aber nur in sehr kleinem Maßstab. Für mich war schnell klar: Produkte elektrisch anzutreiben ist der bessere Weg – auch aus ökologischer Sicht.
Was mich bis heute dabei hält, ist die Faszination für eine Branche mit nahezu endlosen Möglichkeiten – man sieht es ja an den enormen Fortschritten und Leistungssteigerungen. Und ich bin überzeugt: Der Umstieg auf Elektrizität ist eine der entscheidenden Maßnahmen, um unsere Umweltlage zu verbessern.
Gibt es eine prägende Erfahrung aus Ihrer Kindheit, die Ihre heutige Art zu führen oder Entscheidungen zu treffen beeinflusst?
Ulrik Grape: Jetzt fordern Sie mich heraus – schließlich geht es ein gutes halbes Jahrhundert zurück. Aber zwei Dinge sind mir im Gedächtnis geblieben. In meinen frühen Zwanzigern habe ich auf einem Handelsschiff gearbeitet – zusammen mit Menschen, die ganz andere wirtschaftliche, soziale und kulturelle Hintergründe hatten als ich. Das hat mir die Bedeutung von Schönheit und den Wert von Diversität vor Augen geführt.
24M stellt den Status quo in der Batterieproduktion infrage. Was war bisher die größte Hürde – und wie haben Sie sie persönlich gemeistert?
Ulrik Grape: Eine Herausforderung war, die Bereitschaft westlicher OEMs zu erhöhen, schneller zu handeln, kalkulierbare Risiken einzugehen und neue Technologien zu adaptieren – obwohl viele dieser Technologien gerade hier im Westen entwickelt werden. Im Vergleich zu China läuft das oft zu zögerlich. Ich habe diese Hürde überwunden, indem ich persönlich für unsere Technologie eingestanden bin – unterstützt durch hochwertige Daten unseres starken technischen Teams. Und indem wir liefern, was wir versprechen.
Der Batteriemarkt ist voller Hype – von Solid-State-Versprechen bis hin zu Gigafactory-Ankündigungen. Welchen Mythos würden Sie am liebsten ein für alle Mal aus dem Weg räumen?
Ulrik Grape: Dass viele Neueinsteiger glauben, sie müssten nur mit einer neuen Technologie auf den Markt kommen, und schon hätten sie Erfolg. Ich hatte das Glück, früh gute Mentoren zu haben. Einer sagte mir einmal: Eine wiederaufladbare Batterie sei das zweikomplexeste elektrochemische System der Welt. Ich fragte zurück: „Und was ist das komplexeste?“ – Seine Antwort: „Der Mensch.“ Ob das nun wissenschaftlich stimmt oder nicht, ist nebensächlich – es rückt die Dinge ins richtige Licht. Wir arbeiten hier mit sehr komplexen Systemen, und es braucht Zeit, um sie zu beherrschen.
Ulrik Grape Nachhaltigkeit ist bei 24M mehr als ein Schlagwort – sie scheint Teil des gesamten Prozesses zu sein. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich, abseits von Emissionszielen und ESG-Berichten?
Ulrik Grape: Nachhaltigkeit ist für 24M ein zentraler Fokus. Für mich persönlich bedeutet es, meinen CO₂-Fußabdruck zu reduzieren und über mein tägliches Verhalten bewusster nachzudenken – zum Beispiel indem ich Flüge so oft wie möglich durch Bahnreisen ersetze, Bäume und Pflanzen pflanze und verantwortungsvoller esse.
Ulrik Grape, wo sehen Sie 24M – und sich selbst – in fünf Jahren? Und wie viel davon ist klar geplant, wie viel ist offen?
Ulrik Grape: In fünf Jahren sehe ich unsere Technologien in der Serienproduktion – in Elektrofahrzeugen, stationären Speichersystemen und anderen Anwendungen. Ob das Unternehmen dann noch unabhängig ist oder Teil eines größeren Konzerns, lässt sich schwer sagen. Aber ich gehe davon aus, dass 24M weiterhin Innovationen vorantreibt.
Was mich persönlich betrifft: Ich werde dann 70 Jahre alt sein und plane, weiterhin aktiv zu bleiben. Ich glaube, dass geistige und körperliche Aktivität gut für Kopf, Seele und Körper ist – auch wenn ich das Leben in einem etwas entspannteren Tempo angehen werde.
Ein Blick auf die geopolitische Lage: Inwieweit beeinflussen politische Veränderungen – etwa bei Handel, Subventionen oder Lieferketten – Ihre langfristige Strategie? Oder bauen Sie einfach weiter, unabhängig vom politischen Gegenwind?
Ulrik Grape: Geopolitische Entwicklungen beeinflussen unsere strategische Planung definitiv. Aber unser Geschäftsmodell macht uns besonders widerstandsfähig. Als Technologie-Lizenzierungsunternehmen mit globaler Präsenz in den USA, Europa und Asien sind wir von Grund auf so aufgestellt, dass wir uns an politische Veränderungen anpassen können – statt uns von ihnen aus der Bahn werfen zu lassen.
Zum Schluss: Wenn Sie nicht gerade an Kathoden, Skalierungsstrategien oder Boardmeetings denken – wie schalten Sie ab? Was erdet Sie im Alltag?
Ulrik Grape: Die Natur – ich gehe gerne wandern. Mein Hund. Und Musik. Die Natur erschafft die schönsten Dinge – wenn man bereit ist, zu sehen, zu hören und zu riechen. Mein Hund zeigt mir, was bedingungslose Liebe bedeutet. Und Musik kann dich beruhigen und befreien.