DB Schenker und MAN treiben die Verkehrswende im Schwerlasttransport voran
Elektromobilität auf der Langstrecke: Eine neue Ära beginnt
Die Transportbranche steht an einem Wendepunkt. Jahrzehntelang dominierten Diesel-Lkw den Straßengüterverkehr, doch nun sind alternative Antriebe mehr als nur eine Vision. Mit dem MAN eTGX macht der Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus einen bedeutenden Schritt in Richtung emissionsfreier Logistik. Das traditionsreiche Unternehmen liefert die ersten zehn eTGX an DB Schenker, einen der weltweit führenden Logistikdienstleister. Bis 2026 sollen es insgesamt 100 Fahrzeuge werden – ein ambitionierter Schritt, der die Elektrifizierung des Langstrecken-Gütertransports entscheidend vorantreiben könnte.

MAN eTGX: Technische Innovation auf höchstem Niveau
Mit dem eTGX bringt MAN eine vollelektrische Sattelzugmaschine auf die Straße, die für den Fernverkehr optimiert wurde. Die Fahrzeugkonzeption folgt einer klaren Maxime: maximale Effizienz, hohe Reichweite und optimale Anpassung an bestehende Logistikprozesse.
- Optimierte Bauweise für Mega-Trailer: Dank einer Aufsattelhöhe von nur 950 mm eignet sich der eTGX perfekt für den Transport von hochvolumigen Ladungen. Die Kombination mit Mega-Trailern, die eine Innenhöhe von drei Metern aufweisen, ist für Branchen wie die Automobil- und Konsumgüterindustrie besonders interessant.
- Flexible Batterieoptionen: Je nach Einsatzgebiet kann der eTGX mit vier, fünf oder sechs Batteriepaketen ausgestattet werden, was eine maximale Reichweite von bis zu 500 Kilometern ermöglicht. Die Leistungsstufen liegen zwischen 449 und 544 PS.
- Schnellladefähigkeit: Neben der standardisierten CCS-Ladetechnik (bis zu 375 kW) ist der eTGX optional mit dem neuen Megawatt Charging System (MCS) kompatibel. Diese Technologie erlaubt Ladeleistungen von bis zu einem Megawatt, wodurch sich die Ladezeit signifikant verkürzt.
Nachhaltigkeit trifft Wirtschaftlichkeit
DB Schenker ist kein Neuling, wenn es um alternative Antriebe geht. Der Logistikkonzern verfolgt eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie, die weit über den Einsatz einzelner Elektrofahrzeuge hinausgeht. Die neuen eTGX-Trucks sind nicht nur ein Symbol für Umweltfreundlichkeit, sondern sollen auch wirtschaftlich konkurrenzfähig sein.
Ein zentraler Vorteil: Die Fahrzeuge werden in ein bestehendes Netzwerk integriert und für spezifische Einsatzzwecke optimiert. Einige Trucks werden in einem Zwei-Schicht-Betrieb im Stückgutnetzwerk eingesetzt, beispielsweise zwischen Dortmund und Hannover. Andere Fahrzeuge finden ihren Platz in der Automotive- und Konsumgüterlogistik, wo ihre hohe Nutzlast und das große Ladevolumen entscheidende Vorteile bieten.
MAN eTGL: Die Zukunft der urbanen Zustellung
Neben dem Fernverkehr setzt MAN auch im Verteilersegment auf Elektromobilität. Gemeinsam mit DB Schenker hat der Hersteller eine Absichtserklärung für 50 eTGL 12-Tonner unterzeichnet. Diese kompakten Elektro-Lkw sind ab April 2025 bestellbar und speziell für die Anforderungen des urbanen Lieferverkehrs konzipiert.
Mit einer Reichweite von bis zu 235 Kilometern und einer Schnellladefähigkeit, die eine Wiederaufladung innerhalb von nur 30 Minuten ermöglicht, stellt der eTGL eine ideale Lösung für emissionsfreie Städtelogistik dar. Gerade auf der „letzten Meile“ können diese Fahrzeuge dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern und Lärmemissionen zu senken.

TIP Group: Flexible Lösungen für eine nachhaltige Logistik
Die Anschaffung und der Betrieb von Elektro-Lkw sind für viele Unternehmen eine Herausforderung, insbesondere in der Übergangsphase. Hier kommt die TIP Group ins Spiel, ein führendes Unternehmen im Bereich Nutzfahrzeugvermietung. DB Schenker setzt auf diese Kooperation, um sich flexibel an neue Anforderungen anzupassen, ohne hohe Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen.
Die TIP Group stellt die eTGX-Fahrzeuge bereit und ermöglicht DB Schenker so einen unkomplizierten Einstieg in den elektrischen Langstreckentransport. Diese Form der Fahrzeugnutzung könnte in Zukunft für viele Logistikunternehmen eine attraktive Option sein, um den Umstieg auf Elektromobilität zu beschleunigen.
Staatliche Förderung treibt den Wandel voran
Ein so tiefgreifender Wandel in der Transportbranche wäre ohne politische Unterstützung kaum denkbar. Die ersten zehn MAN eTGX, die DB Schenker in seine Flotte aufgenommen hat, werden durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die entsprechende Richtlinie zur „Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben“ unterstützt Unternehmen beim Wechsel zu emissionsfreien Transportlösungen.
Für DB Schenker bedeutet dies nicht nur eine finanzielle Entlastung, sondern auch einen Wettbewerbsvorteil. Denn früher oder später wird die Umstellung auf alternative Antriebe keine Option mehr sein, sondern eine Notwendigkeit. Wer sich frühzeitig positioniert, kann sich langfristig Kostenvorteile sichern.

Fazit: MAN eTrucks setzen neue Maßstäbe
Mit der Einführung des MAN eTGX und des eTGL demonstriert MAN Truck & Bus, dass Elektromobilität im schweren Nutzfahrzeugsegment keine Zukunftsmusik mehr ist. DB Schenker zeigt als Vorreiter, dass der Wandel bereits in vollem Gange ist.
Diese Kooperation könnte wegweisend für die gesamte Branche sein. Denn wenn ein großer Logistikkonzern in die Elektrifizierung investiert, werden andere folgen. Der MAN eTGX könnte der erste von vielen elektrischen Lkw sein, die in naher Zukunft die europäischen Autobahnen dominieren.
Die entscheidende Frage bleibt: Wie schnell wird die Ladeinfrastruktur mit dieser Entwicklung Schritt halten? Denn eines ist klar: Ohne ein flächendeckendes Netz an Hochleistungsladestationen wird der E-Lkw-Boom nicht die volle Wirkung entfalten können.
Doch die Weichen sind gestellt. MAN und DB Schenker haben gezeigt, dass die Elektromobilität nicht nur für den urbanen Verteilerverkehr, sondern auch für den Fernverkehr eine realistische und wirtschaftlich sinnvolle Lösung sein kann. Der elektrische Löwe hat die Straße betreten – und er wird bleiben.
Foto/Quelle: MAN Truck & Bus SE