Key Takeaways
- Die EnBW testet neue Schnellladestationen von XCharge an vier Standorten, um die Ladeinfrastruktur zu verbessern.
- Schnellladen wird alltäglich und erfordert ein stabiles Netz; EnBW betreibt das größte Schnellladenetz in Deutschland.
- Die Zusammenarbeit mit mehreren Herstellern minimiert Risiken und fördert Innovationen im Ladebereich.
- XCharge besteht umfangreiche Tests und sieht Deutschland als wichtigen Standort für die Entwicklung seiner Technologie.
- Durch mehr Hersteller erhöht sich die Ausfallsicherheit und Stabilität des Schnellladenetzes für E-Auto-Fahrende.
Inhaltsverzeichnis
- Wenn Laden einfach funktionieren muss
- Neue Schnellladestationen von XCharge im Praxiseinsatz
- Warum EnBW bewusst auf mehrere Hersteller setzt
- Zwei Jahre Testarbeit mit XCharge hinter den Kulissen
- XCharge sieht Deutschland als Härtetest
- Was E-Auto-Fahrende konkret davon haben
- Resilienz als Schlüssel zur Mobilitätswende
- Ein unspektakulärer, aber entscheidender Schritt
Wer mit dem E-Auto unterwegs ist, kennt diesen Moment. Der Akkustand rutscht unter 20 Prozent, der Blick wandert nervös zur Reichweitenanzeige, und irgendwo auf der Strecke wartet hoffentlich eine funktionierende Ladesäule. Keine Störung, keine Fehlermeldung, kein Zettel mit „Außer Betrieb“. Einfach laden und weiterfahren. Genau dieses Versprechen will die EnBW einlösen – und testet dafür jetzt neue Schnellladestationen eines weiteren Herstellers: XCharge.
Wenn Laden einfach funktionieren muss
Schnellladen ist längst kein Zukunftsthema mehr. Es ist Alltag. Wer heute elektrisch fährt, erwartet, dass das Nachladen so selbstverständlich klappt wie der Tankstopp früher. Einstecken, ein paar Minuten warten, weiter geht’s. Doch damit das reibungslos funktioniert, braucht es im Hintergrund ein stabiles, zuverlässiges und gut gewartetes Netz.
Die EnBW spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit ihrem sogenannten HyperNetz betreibt der Karlsruher Energiekonzern inzwischen mehr als 8.000 Schnellladepunkte in Deutschland – das größte Schnellladenetz des Landes. Doch Größe allein reicht nicht. Entscheidend sind Qualität, Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit. Und genau hier setzt der aktuelle Test an.
Neue Schnellladestationen von XCharge im Praxiseinsatz
An vier Standorten testet die EnBW derzeit neue Schnellladestationen des Herstellers XCharge. Zum Einsatz kommt der Typ C7 Ultra-Fast Charger, der Ladeleistungen von bis zu 400 Kilowatt ermöglicht. Unter idealen Bedingungen lassen sich damit moderne E-Autos in sehr kurzer Zeit mit reichlich Reichweite versorgen – vorausgesetzt, Fahrzeug und Batterie können diese Leistung auch aufnehmen.
Die Teststandorte sind bewusst unterschiedlich gewählt: an der EnBW City in Stuttgart, in Rutesheim, im Durlach Center in Karlsruhe sowie am Bahnhof Karlsruhe. Insgesamt sind damit zehn XCharge-Ladestationen im EnBW-HyperNetz verfügbar. Für Kundinnen und Kunden läuft der Ladevorgang wie gewohnt ab. Für die EnBW hingegen liefern diese Standorte wertvolle Daten aus dem echten Alltag.
Warum EnBW bewusst auf mehrere Hersteller setzt
Seit 2018 arbeitet die EnBW vor allem mit dem italienischen Hersteller Alpitronic zusammen. Dessen Schnellladestationen gelten branchenweit als zuverlässig und robust, die Partnerschaft wurde erst kürzlich durch einen neuen Rahmenvertrag verlängert. Warum also überhaupt ein weiterer Anbieter?
Die Antwort lautet: Risikominimierung. „Die Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten birgt Risiken, insbesondere in Zeiten globaler Unsicherheiten und Lieferkettenproblemen“, sagt Volker Rimpler, Chief Technology Officer E-Mobilität bei der EnBW. Wer die vergangenen Jahre erlebt hat, weiß, wie schnell Lieferketten ins Stocken geraten können.
Für ein flächendeckendes Schnellladenetz wäre das fatal. Verzögerungen beim Ausbau, Probleme bei Wartung oder Ersatzteilen – all das kann den Betrieb beeinträchtigen. Deshalb prüft die EnBW kontinuierlich alternative Hersteller und Technologien. Nicht als Ersatz, sondern als strategische Ergänzung.
Zwei Jahre Testarbeit mit XCharge hinter den Kulissen
Der aktuelle Feldtest mit XCharge ist kein Schnellschuss. Bereits seit über zwei Jahren testet die EnBW die Hard- und Software des Herstellers. Zunächst im Labor, später in realen Umgebungen. Mehrere tausend Ladevorgänge wurden ausgewertet, Software angepasst, Prozesse optimiert.
Das bisherige Fazit fällt positiv aus. „XCharge erfüllt bislang sämtliche Anforderungen in Technik, Service, Datenschutz und Software“, so Rimpler. Gerade der deutsche Markt gilt als anspruchsvoll. Hohe technische Standards, strenge regulatorische Vorgaben und kritische Nutzer machen ihn zu einer echten Bewährungsprobe für neue Anbieter.
XCharge sieht Deutschland als Härtetest
XCharge steuert sein internationales Geschäft von Hamburg und Austin in Texas aus. Für das Unternehmen ist der erweiterte Feldtest in Deutschland mehr als nur ein Pilotprojekt. „Die Schnellladeinfrastruktur in Deutschland stellt hohe technische und regulatorische Anforderungen“, sagt Albina Iljasov, Head of Europe bei XCharge. Man sei sehr optimistisch, dass das eigene System diesen Anforderungen standhält.
Gelingt das, wäre das ein starkes Signal. Denn wer sich in Deutschland bewährt, hat gute Chancen auf weiteren Einsatz in Europa. Für die EnBW bedeutet das: mehr Auswahl, mehr Flexibilität und langfristig mehr Sicherheit beim Ausbau ihres Netzes.
Was E-Auto-Fahrende konkret davon haben
Für Nutzerinnen und Nutzer ändert sich im Alltag zunächst wenig. Die XCharge-Ladestationen sind vollständig in das bestehende EnBW-HyperNetz integriert. Laden, Bezahlen, Abrechnen – alles funktioniert wie gewohnt. Doch langfristig sind die Auswirkungen durchaus spürbar.
Mehr Hersteller bedeuten weniger Abhängigkeit, schnellere Innovationszyklen und eine höhere Ausfallsicherheit. Fällt ein Lieferant aus, kann ein anderer einspringen. Neue Funktionen lassen sich schneller integrieren. Und das Netz bleibt stabil, auch wenn die Nachfrage weiter steigt.
Resilienz als Schlüssel zur Mobilitätswende
„Resilienz ist das Stichwort der Stunde“, sagt Rimpler. Gemeint ist die Fähigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen zuverlässig zu funktionieren. Für ein Schnellladenetz heißt das: widerstandsfähig gegen Lieferprobleme, technische Störungen und steigende Nutzerzahlen.
Mit der gezielten Diversifizierung seiner Lieferantenbasis verfolgt die EnBW genau dieses Ziel. Die Ergebnisse des aktuellen Feldtests sollen darüber entscheiden, wie eine weitere Zusammenarbeit mit XCharge aussehen kann. Klar ist schon jetzt: Die Anforderungen bleiben hoch.
Ein unspektakulärer, aber entscheidender Schritt
Der Ausbau der Elektromobilität entscheidet sich nicht nur in politischen Debatten oder auf Automessen. Er entscheidet sich an ganz normalen Orten: an Bahnhöfen, Einkaufszentren, Firmenstandorten. Dort, wo Menschen einfach laden wollen.
Dass die EnBW hier weiter testet, investiert und vorsorgt, ist ein leiser, aber wichtiger Schritt für die Mobilitätswende. Einer, der dafür sorgt, dass aus Reichweitenangst irgendwann Gelassenheit wird – und Laden zur Nebensache.
Foto/Quelle: EnBW



