Inhaltsverzeichnis
- Ein altbewährter Prozess mit einem fetten Haken
- Die stille Revolution: Trocken statt nass
- Eine Zahl, die aufhorchen lässt
- Rückenwind aus Brüssel und London
- Dry Coating Technik, die sich rechnen soll
- Dry Coating das Rennen läuft – und der Druck steigt
- Dry Coating und was heißt das für uns?
- Fazit: Weniger heiße Luft – im wahrsten Sinne
Was wäre, wenn wir bei der Batterieproduktion Millionen Tonnen CO₂ sparen könnten – ohne dass ein einziges Auto langsamer fährt oder teurer wird? Genau das will das britische Unternehmen Anaphite möglich machen. Der Schlüssel: eine revolutionäre Technologie namens Dry Coating.
Ein altbewährter Prozess mit einem fetten Haken
Batterien sind das Herzstück der E-Mobilität – doch ihre Herstellung ist alles andere als grün. Besonders ein Schritt verschlingt unfassbar viel Energie: das sogenannte Wet Coating. Dabei werden Elektroden – quasi die Stromleiter der Batterie – mit flüssigen Chemikalien beschichtet und anschließend in gigantischen Öfen getrocknet. Weltweit setzen über 99 Prozent der Hersteller auf dieses Verfahren. Der Preis: massiver CO₂-Ausstoß, was durch das Dry Coating reduziert werden könnte.
„Wet Coating ist zuverlässig, aber ökologisch gesehen ein Dinosaurier“, sagt Joe Stevenson, CEO von Anaphite. „Es wird Zeit für einen Sprung in die Zukunft.“ Und genau den hat sein Unternehmen nun offenbar geschafft.
Die stille Revolution: Trocken statt nass
Anaphite hat eine Technologie entwickelt, die den Trocknungsprozess schlicht überflüssig macht. Beim sogenannten Dry Coating wird die Beschichtung ohne Lösungsmittel und Hitze aufgetragen. Klingt simpel – ist es aber nicht. Denn in der Praxis scheiterten bisher viele Unternehmen an der Skalierung dieser Methode. Anaphite scheint diesen Knoten nun gelöst zu haben.
Eine neue, unabhängige Analyse der Umweltberatungsfirma Minviro bestätigt: Mit Anaphites Dry-Coating-Technologie lassen sich 3,57 Kilogramm CO₂-Äquivalent pro Kilowattstunde Zellkapazität einsparen – im direkten Vergleich zum traditionellen Wet Coating. Hochgerechnet auf die Batterien, die 2025 weltweit produziert werden, entspricht das einer Einsparung von 7 Millionen Tonnen CO₂. Oder, bildlich gesprochen: dem Pflanzen von 320 Millionen Bäumen.
Eine Zahl, die aufhorchen lässt
Um das in den Alltag zu übersetzen: Ein typisches E-Auto mit einem 75-kWh-Akku, wie es viele Modelle heute nutzen, könnte dank Dry Coating rund 268 Kilogramm CO₂ weniger verursachen – allein bei der Herstellung des Akkus.
„Für uns ist das keine Spielerei, sondern ein echter Gamechanger“, so Stevenson. „Wenn wir E-Mobilität wirklich nachhaltig machen wollen, müssen wir bei der Produktion anfangen – nicht erst beim Fahren.“
Rückenwind aus Brüssel und London
Auch die Gesetzgeber sind längst aufgewacht. Die EU-Batteriepass-Verordnung, die ab 2027 in Kraft tritt, verlangt von Herstellern eine detaillierte Offenlegung des CO₂-Fußabdrucks jeder Batterie. Es wird erwartet, dass das Dry Coating hier eine große Rolle spielen wird. Wer da nicht liefern kann, riskiert Marktanteile – vor allem in einem Sektor, der sich in atemberaubendem Tempo entwickelt.
Anaphite will sich diese Entwicklung zunutze machen. Das Unternehmen arbeitet eng mit Automobilkonzernen zusammen, um die eigene Technologie rasch in die industrielle Serienfertigung zu bringen. Die britische Regierung unterstützt das über den Automotive Transformation Fund (ATF) – ein Förderprogramm, das gezielt auf Zukunftstechnologien in der Mobilitätsbranche setzt.
Dry Coating Technik, die sich rechnen soll
Neben dem Klimaeffekt ist da noch ein weiteres schlagkräftiges Argument: Kostenersparnis. Denn ohne Trocknungsöfen braucht man weniger Energie, weniger Platz – und spart somit bares Geld. Besonders in Zeiten hoher Strompreise und ambitionierter Klimaziele ein dicker Pluspunkt, den Dry Coating mit sich bringt.
Lydia Bridges, Senior Consultant bei Minviro, hebt hervor, wie fundiert die Analyse ist: „Wir haben die Umweltwirkungen nach den strengen Standards der ISO 14067-Norm berechnet und durch unabhängige Experten prüfen lassen. Die Ergebnisse sprechen für sich – und liefern Zellherstellern verlässliche Daten für ihre CO₂-Bilanzen.“
Dry Coating das Rennen läuft – und der Druck steigt
Die Nachfrage nach Batteriezellen wird sich bis 2030 verdoppeln, schätzen Marktanalysten. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen. Ein Spagat, den viele Hersteller nur meistern werden, wenn sie ihre Produktionstechnologie radikal modernisieren.
Und genau hier positioniert sich Anaphite – als Bindeglied zwischen Effizienz, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit. Die firmeneigene Technologieplattform vereint sämtliche Schlüsselelemente einer Batterieelektrode in einem einzigen, hochentwickelten Material, das sich problemlos auf Hochgeschwindigkeits-Dry-Coating-Anlagen verarbeiten lässt. Kurz gesagt: Plug & Play für grüne Batterien.

Dry Coating und was heißt das für uns?
Noch sind Anaphites Produkte nicht in jeder Batterie zu finden. Aber der Weg dorthin ist geebnet. Sollte sich die Technologie flächendeckend durchsetzen – was angesichts der regulatorischen Entwicklungen und der Klimadebatte sehr wahrscheinlich scheint – könnte das nicht nur die CO₂-Bilanz der E-Mobilität verbessern, sondern auch den gesamten Produktionsprozess effizienter machen.
Für Verbraucher heißt das: Elektroautos mit besserem Umweltgewissen. Für Hersteller: Wettbewerbsvorteile durch innovative Fertigung wie das Dry Coating. Und für die Umwelt: ein echter Hoffnungsschimmer in einer Zeit, in der gute Nachrichten zur Seltenheit geworden sind.
Fazit: Weniger heiße Luft – im wahrsten Sinne
Anaphite zeigt, wie Klimaschutz in der Industrie aussehen kann: nicht mit Verboten, sondern mit smarter Technik. Der Abschied vom energiehungrigen Wet Coating könnte ein Meilenstein für die Batterietechnologie sein – und ein Beweis dafür, dass Umweltschutz und Innovation keine Gegensätze sein müssen.
„Die Automobilindustrie will nachhaltiger werden“, sagt Stevenson. „Wir liefern die Technologie, mit der das möglich ist.“ Und das ganz ohne heiße Luft – im wahrsten Sinne.

